Kopf-Kino - Die Gedanken sind frei!   

Gedanken....

Ist das jetzt Hetze oder sollte man darüber nachdenken?

30.04.2025


Der nebenstehende Leserbrief wurde mir von einer ständigen Diskussions-Partnerin zugemailt. Die Dame ist mit Sicherheit keine Rassistin und keine Anhängerin einer Rechts-Partei. Sie will jedoch mit mir und anderen über dieses Thema nachdenken.


Klarstellen will ich für mich ebenfalls dass ich den polemischen Kontext in dem dieser Brief gehalten ist mir nicht zu eigen mache. Wir sollten unsere Probleme nicht auf dem Rücken von Flüchtlingen lösen wollen. Wenn ich die Bilder von den Kriegsschauplätzen dieser Welt sehe dann haben wir jede Pflicht diesen Menschen zu helfen. Auch wer vor Hunger und Armut aus seiner Heimat flieht ist kein Wirtschaftsflüchtling. Er sucht nach einem auskömmlichen Leben in Würde und Sicherheit.


Von daher könnte man den Brief als neidvolle Fremdenfeindlichkeit abtun. Doch auch damit wird man dem Inhalt nicht gerecht. Das ist mit Sicherheit keine Einzelmeinung. Die in weiten Kreisen verbreitete Sicht-Weise ist mit ein Grund warum die AfD mittlerweile fast bei 30% liegt. Und dass die Union immer weiter nach rechts rückt. Mit diesem Thema sind Stimmen zu gewinnen. An dem Thema entscheiden sich in Zukunft auch die Wahlen.


Das Thema wird befeuert durch den gestern erschienen Armutsbericht:


Armutsbericht - Der Paritätische - Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege


Wenn es tatsächlich so ist dass 5 Millionen Menschen im Land und jedes fünfte Kind in Armut leben dann stimmt da tatsächlich etwas nicht. Wenn ich dazu noch lese, dass die oberen 10% der Bevölkerung zwei Drittel des Vermögens besitzen und dass die unteren 40% gar nichts besitzen dann kann das nicht richtig sein. Ich verstehe wenn Angehörige des Prekariates so denken wie es in diesem Brief zum Ausdruck gebracht wird.

Aufgabe der Politik ist es unter anderem gerechte Verhältnisse herzustellen. Wenn die Unterschiede zu groß werden dann hat die Politik für Umverteilung zu sorgen. Das muss nicht heißen dass alle gleich viel haben sollen. Doch eine angemessene Ausstattung und Teilhabe muss allen zur Verfügung stehen. Wenn einige Wenige in Saus und Braus leben können und 5 Millionen andere so arm sind dass sie sich nicht richtig ernähren, ihre Wohnung nicht heizen und alte Kleidung nicht ersetzen können und keinen Zugang zur Gesundheitspflege und Bildung haben dann ist die Ungleichheit zu ausgeprägt. Dabei sehe ich durchaus den Zusammenhang zwischen eigener Anstrengung und persönlichem Anspruch.


Der Staat kommt seiner Aufgabe in diesem Bereich nur ungenügend nach. Zwar gibt es Instrumente mit Hilfe derer Umverteilung stattfindet. So durch die unterschiedlichen Steuersätze bei der Einkommensteuer oder durch die Erbschaftssteuer. Auch über die Mehrwertsteuer findet Umverteilung statt. Wohlhabende kaufen mehr und höherwertigere Güter als Arme. Entsprechend höher ist die abzuführende Mehrwertsteuer. Dazu kommen Beihilfen aus der Staatskasse im sozialen Bereich.


Doch Umverteilung bedeutet nach meinem Verständnis dass man einer Stelle etwas wegnimmt und an anderer Stelle zugibt. Zum Beispiel dass eine Vermögenssteuer eingeführt oder die Spitzensteuersätze erhöht würden. Diese Zusatzeinnahmen sollten in den Sozialbereich fließen. Doch das ist nicht so. Zwar wird viel Geld im Sozialhaushalt ausgegeben. Doch immer nur aus der Staatskasse. Die "Oberen Zehntausend" werden verschont. Nicht zuletzt dadurch ist der Staat bis unter den Dachfirst verschuldet während es immer mehr Milliardäre auf der einen Seite und immer mehr Arme auf der anderen Seite gibt.


Ich halte nichts davon Bedürftigen-Gruppen gegeneinander auszuspielen und so Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu schüren. Zumal es tatsächlich so ist dass wir angesichts des demografischen Wandels qualifizierte Einwanderung brauchen. Das Ziel muss sein dass es allen gut geht! Dass niemand hungern und frieren muss. Darüber will ich gerne nachdenken und mit der Absenderin diskutieren!

Soziale Gerechtigkeit: Was bedeutet das für mich?

23.04.2024


Kaum war gestern mein Blog in veränderter Aufmachung veröffentlicht ploppte schon die erste kritische E-Mail dazu in meinem Postfach auf. Die Absenderin stößt sich daran dass der Untertitel meines Blogs lautet:


Blog für Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit


Ob ich überhaupt wisse was dieser Begriff bedeutet? Wer in guten Verhältnissen lebt könne leicht darüber schwafeln. Bei denen die auf die Solidarität der Gesellschaft angewiesen sind habe soziale Gerechtigkeit eine ganz andere Bedeutung.


 Über diese Mail habe ich nachgedacht: Die Frage ist nicht ganz unberechtigt:

Zunächst muss ich feststellen, dass ich nichts mehr hasse als Ungerechtigkeit! Wenn ich mitbekomme dass irgend jemandem ein Unrecht widerfährt dann versuche ich zu helfen. Das gilt für mich privat genau so wie in meiner Eigenschaft als Gemeinderat. Als Kind habe ich selbst genug Unrecht und Zurücksetzung erfahren. Das prägt mich bis heute. Nicht zuletzt wegen diesen Erfahrungen engagiere ich mich im Gemeinderat oder früher auch als Fußball-Schiedsrichter. Ich will dass es in meiner Welt gerecht zugeht! Dazu soll auch dieser Blog etwas beitragen.


Soziale Gerechtigkeit bedeutet für mich jedoch nicht dass alle das Gleiche haben sollen. Die individuelle Leistung muss bei diesem Thema unbedingt berücksichtigt werden. Wer sich anstrengt, strebsam ist und Verantwortung übernimmt der soll auch mehr haben als diejenigen die in den Tag hinein leben und sich nicht selbst ernsthaft bemühen.


Innerhalb einer gewissen Bandbreite lasse ich daher Unterschiede zu. Die Untergrenze lege ich bei den Basics an: Wohnung, Nahrung, Kleidung, Bildung und Gesundheitsvorsorge müssen jedem zur Verfügung stehen. Das Dach über dem Kopf muss keine Villa sein. Auf dem Teller müssen nicht täglich zwei dicke Schnitzel liegen und die Klamotten müssen nicht vom angesagten Designer hergestellt werden. Was über das Notwendige hinaus geht kann der persönlichen Leistung überlassen werden.


Doch mein Gerechtigkeitsgefühl kennt auch eine Obergrenze! Was über ein bestimmtes Maß an Einkommen und Vermögen hinaus geht halte ich für überzogen! Auch das Einkommen muss der individuellen Leistung entsprechen. Wenn ein Dax-Vorstand 20 Millionen im Jahr verdient und gleichzeitig ein Heer von Leiharbeitern zu Dumping-Bedingungen beschäftigt dann ist das nicht gerechtfertigt. Wenn ein Fußballspieler 20 Millionen im Jahr erhält dann entspricht das bei weitem nicht seiner Leistung die er für die Gesellschaft erbringt.


Meine Haltung ist nicht mitleidlos mit denen am unteren Rand. Ich kann durchaus verstehen dass es Gründe gibt warum jemand ein Leben lang unten rum krebst und nicht vorwärts kommt. Da spielt die Herkunft und das Elternhaus genau so mit wie gesundheitliche Belastungen. Das alles können Hemmnisse sein. Doch der Staat kann nicht alle Wunden heilen. Er kann nur Hilfe zur Selbsthilfe anbieten. Irgendwann sollte es bei jedem "Klick" machen. Ich habe jedenfalls kein Verständnis wenn jemand sich hängen lässt und von anderen erwartet dass sie ihm/ihr ohne eigenes Zutun ein gutes Leben bereiten.


Meine Haltung gegenüber denen die (zu-) viel haben ist absolut kein Sozial-Neid! Ein Milliarden-Vermögen ist aus meiner Sicht nie selbst verdient. Das ist auf dem Rücken anderer und mit Hilfe für ihn günstiger gesamt-gesellschaftlicher Errungenschaften erwirtschaftet. Gewisse Lebensstile empfinde ich persönlich als dekadent und abstoßend. Wer viel leistet soll viel haben. Aber es muss Grenzen geben. 


Dafür hat die Gesellschaft zu sorgen. Sie hat den Rahmen zu schaffen und angemessene Grenzen festzulegen. Nach oben genau so wie nach unten. So definiere ich den Begriff "Soziale Gerechtigkeit"!