Natur / Umwelt
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Lebensraum Merkerhof - Impressionen
05.06.2025
Seit der Mitteilung, dass ich mein Anwesen Merkerhof in Horben zum Wildnis-Garten entwickeln will kann ich mich vor Anfragen kaum noch retten. Die meisten Interessenten wollen wissen was genau das ist und wie es in einem Wildnis-Garten aussieht. Einige sehen darin ein Geschäfts-Modell mit dem ich Geld verdienen will. Andere wollen auf dem Grundstück ein Tiny-Haus aufstellen. Wieder andere fragen an ob sie ihre Ziegen und Schafe bei mir weiden lassen dürfen.
Die meisten interessiert jedoch nur wie es hier aussieht. Um einen Eindruck zu vermitteln stelle ich heute ein paar Bilder ein. Das Bild ganz oben wurde im Jahre 1905 aufgenommen. Darauf sind meine Ur-Großeltern Leopold und Maria Buttenmüller mit den Kindern Johann, Josef, Lina, Berta, Rosa, Leopold und Agathe zu sehen. So sah unser Hof nahezu unverändert aus als ich ihn im Jahr 1980 übernommen und 1988 abgerissen und an gleicher Stelle neu gebaut habe.
Dieses Bild ist mir nahezu heilig! Wer nicht weiß wo er herkommt kann auch nicht wissen wo er hin soll! Das ist eine alte Weisheit die ich verinnerlicht habe!






Umwelt: Da herrscht ein Missverständnis vor!
02.06.2025
Mein Beitrag unten rief erwartungsgemäß eine Vielzahl von Reaktionen hervor. Wie ebenfalls erwartet waren die Inhalte der meisten Zuschriften wieder alles andere als schmeichelhaft. So langsam gewinne ich den Eindruck dass Landwirte auch nur die leiseste Kritik an ihrem Berufsstand regelrecht als Gotteslästerung ansehen. Die Tonlage in den Mails jedenfalls würde weniger abgehärtete Typen als mich mit Sicherheit beeindrucken. Die mir gegenüber ausgesprochenen Drohungen jedenfalls sind zumindest in zwei Fällen strafrechtlich relevant. Ich denke darüber nach ob ich solche Mails nicht bei der Polizei vorlegen soll.
Mir scheint dass da ein großes Missverständnis vorliegt: Umwelt und Natur stehen nicht im Eigentum von Menschen! Auch nicht von Landwirten! Auch sie sind nicht berechtigt mit der Natur umzuspringen wie es ihnen passt. Umwelt und Natur dienen allem was auf dieser Erde lebt! Keine Gattung darf auf Kosten anderer Geschöpfe einen Vorteil ziehen! Wenn die landwirtschaftliche Praxis die Arten-Vielfalt reduziert, Wasser und Böden ruiniert und klima-schädliche Emissionen erzeugt dann ist das zu unterbinden! Auch dann wenn das dem wirtschaftlichen Fortkommen von Menschen, in diesem Fall von Landwirten in irgendeiner Form nützt!
Das gilt nicht nur für den Agrarbereich. Auch der Verkehr, die Industrie, bestimmte Reise- und Essgewohnheiten: Für alles was der Umwelt schadet gibt es aus meiner Sicht keine Rechtfertigung! Wenn Landwirte ohne Umweltzerstörung und ohne Tier-Leid hervorzurufen kein ökonomisches Auskommen finden dann sind sie mit der falschen Strategie unterwegs!
Mir ist bewusst dass wir Nicht-Landwirte von den ökologischen Missständen mehr profitieren als die Landwirte. Und zwar durch obszön niedrige Kosten für Lebensmittel. Daher sind an der Situation die Landwirte nur insoweit schuld wie sie sich diesem barbarischen System unterworfen haben. Ihre Funktionäre kungeln mit den Groß-Agrariern, mit den Verarbeitern, mit dem Handel, mit der chemischen Industrie und mit den Herstellern von Landmaschinen. Die machen den Reibach. Die Bauern müssen nehmen was man ihnen überlässt. Weil sie von den Brosamen nicht leben können sehen sie sich zu Praktiken gezwungen die ethisch im Grunde nicht zu vertreten sind. Ich sehe darin vor allem den verzweifelten Versuch ihre Höfe zu retten.
Wenn ich schreibe dass ökologisch schädliche Methoden zu unterbinden sind dann heißt das nicht dass Landwirte nicht mehr produzieren sollen. Es ist tatsächlich so dass wir auf die Landwirte angewiesen sind. Der Agrarbereich hat sich jedoch strikt eng an die Naturgesetze zu halten. Ohne Wenn und Aber! Dafür sind die Landwirte fair zu entschädigen. Nicht über Beihilfen und Subventionen. Sondern über angemessene Erlöse.
Dass die Lebenshaltungskosten dann drastisch steigen müssten ist aus meiner Sicht hinzunehmen. Niemand hat ein Anrecht darauf andere auszunützen. Die Menschen haben für alles mögliche Geld. Ausgerechnet die Basics wie Essen, Kleidung oder Wohnen sollen zu Dumping-Preisen erhältlich sein! Dass Arme und Bedürftige nicht in Schwierigkeiten kommen sehe ich als Aufgabe der Sozial-Politik. Die Agrarpolitik hat damit aus meiner Sicht nichts zu tun.
Mir ist klar dass es nie so weit kommen wird. Dazu ist der Karren schon viel zu verfahren! Faire Preise für Agrar-Produkte würden den Konsum hart treffen. Unser Wirtschaftssystem beruht zum großen Teil auf billigen Lebensmitteln. Darum machen wir alle immer so weiter. Wir ruinieren unsere Umwelt, wir beuten Landwirte und Tiere aus, Bauern beuten Natur und Umwelt aus. Alles so lange bis dieses ungerechte System endgültig zusammenbricht.
Was ich mit meinen Posts gestern und heute sagen will: Wir sitzen alle in einem Boot! Die Natur kommt auch ohne uns Menschen bestens zurecht! Wir Menschen sind aber auf eine Intakte Umwelt angewiesen! Wenn die Natur stirbt sterben wir auch! Auch das ist Teil des großen Missverständnisses dem wir Menschen aufgesessen sind!

Umwelt: Sie tun es weil sie es tun dürfen!
01.06.2050
Ich weiß nicht woher ich das Bild links habe. Von unserem Hof oder aus unserer Familie stammt es nicht. Ich kann auch nicht erkennen dass es in unserem Dorf aufgenommen wurde. Vermutlich habe ich es irgendwo im Netz gesehen und gespeichert. Heute passt es zu meinem Beitrag und deshalb habe ich es eingefügt.
Am 02. Mai, also vor vier Wochen berichtete ich dass die Landwirte in Horben bereits ihre Wiesen flächendeckend abgemäht hatten. Aus ökologischer Sicht eine einzige Katastrophe: Gräser und Kräuter standen kurz vor der Blüte. Sie konnten nicht mehr aus-samen. Das Leben in den Wiesen konnte sich nicht regenerieren. Grillen, Heuschrecken und anderes Getier verloren ihre Nachzucht. Ein Großteil wurde durch die Maschinen getötet. Insekten Raupen und Schmetterlinge verloren ihre Nahrungsquellen. Den Rest erledigt dann die Gülle. Wiesen sind danach kein belebter Raum mehr. Sie sind zu Industrieflächen herabgesunken.
Doch ich habe hören und lernen müssen dass Artenvielfalt und Umweltgerechtigkeit heutzutage in der modernen Landwirtschaft keine besondere Rolle mehr spielen. Junges Gras hat einen höheren Eiweißgehalt. Dadurch geben die Kühe mehr Milch und dem hat sich alles andere unterzuordnen.
Am vergangen Freitag, also genau vier Wochen später setzten einige Landwirte noch einen drauf: Das nachgewachsene Gras ist kaum hand-hoch. die Gräser-Blüte hat kaum eingesetzt, das Boden-Leben ist kaum wieder in Gang gekommen da röhrten die Traktoren wieder Die Wiesen wurden bereits zum zweiten Male gemäht! Ich gehe davon aus dass morgen die Güllefässer anrücken und die Landluft mit Ammoniak anreichern!
Ich weiß dass es müßig ist gegen diesen aus meiner Sicht Frevel aufzumucken. An die ökologische Vernunft zu appellieren bringt noch weniger. Sie tun es weil sie es tun dürfen! Und weil sie sich einen finanziellen Vorteil davon versprechen. Wobei ich diesen Aspekt deutlich in Frage stelle. Wenn ich sehe dass bei jedem Schnitt teure 120-PS-Traktoren drei oder gar vier Arbeitsgänge absolvieren dann frage ich mich worin dieser ökonomische Vorteil liegen soll.
Ich habe selbst über 20 Jahre lang einen eigenen LKW-Fuhrpark verwaltet. Nach kaufmännischer Rechnung stehen die Kosten für Diesel, Abnutzung, Abschreibung und Arbeitszeit in keinem Verhältnis zu den paar Ballen Heu und Silage die bei diesem Aufwand geerntet werden. Das bedeutet, dass diese Praxis zu einem hohen Anteil nur durch Subventionen, Zuschüsse, Steuervergünstigungen, Ausnahmeregeln ermöglicht wird. Das heißt im Klartext: Die Allgemeinheit zahlt noch dafür dass ihre Umwelt Zug um Zug weiter zerstört wird!
Zu der Zeit als das Bild oben entstand wurde noch nach den Regeln der Natur gewirtschaftet: Am Johannistag (24. Juni!) begann der erste Schnitt. Das war die Regel. Die Gräser-Blüte war so weit fortgeschritten, der Nachwuchs des Boden-Lebens war flügge. Der Mensch konnte also eingreifen. Um der Natur mehr Zeit zu geben wurde der erste Schnitt jedes Jahr auf einer anderen Wiese vorgenommen. Da wurden auch nicht gleich zehn Hektar an einem Tag gemäht. Das ließ die damalige Technisierung gar nicht zu. Die Heuernte dauerte drei Wochen. Ich weiß noch die Zeit als morgens um 4.00 Taglöhner erschienen um im Morgentau das Gras mit der Sense zu mähen! Erst Mitte der 50er-Jahre hatten die meisten Bauern Balkenmäher. Die Ochsen- und Pferdegespanne wurden nach und nach durch 20-PS-Traktoren ersetzt.
Ich habe also den Vergleich. Mir ist klar dass die Zeit eine andere ist. Ich weiß dass der Johannistag nicht mehr als "Lostag" gelten kann. Durch den Klimawandel ist die Natur früher dran als damals. Ich heule nicht "den guten alten Zeiten" nach. Ich habe sie selbst miterlebt und weiß daher dass sie gar nicht so gut waren wie Nostalgiker behaupten.
Ich weiß aber auch, dass Naturgesetze unverrückbar sind! Wenn der Kreislauf der Natur unterbrochen oder verändert wird dann reagiert die Natur früher oder später. Dass wir vom Klimawandel reden müssen hat sehr viel auch mit der weltweiten landwirtschaftlichen Praxis zu tun. Die Landwirtschaft trägt zu 30% zu den klima-schädlichen Emissionen bei. Sie ist in hohem Maße verantwortlich für den Artenschwund sowie für die Anreicherung der Luft und des Grundwassers mit Schadstoffen. Chemische Düngung und Spritzung sind mitverantwortlich für eine Vielzahl von Krankheiten.
Zu der Zeit als das Bild oben entstand wurden die Weichen in der Landwirtschaft falsch gestellt. Die EU rief die "Grüne Revolution" aus. Die Erträge sollten gesteigert, die Zahl der in der Landwirtschaft Beschäftigten sollte verringert werden. Die Arbeiter wurden in der Industrie gebraucht. Der "Ein-Mann-Betrieb" wurde propagiert. Ungeheure Mittel wurden in die Technisierung und in Umbauten investiert. Umlegungen wurden durchgeführt. Die Ausbildung wurde umgestellt. Eine Struktur-Maßnahme zog die andere nach sich.
Mit dem Ergebnis dass bald das große Bauernsterben einsetzte. Zwar stiegen die Mengenerträge. Doch die Preise verfielen. Milchseen und Butterberge entstanden. Die Überschüsse wurden mit Dumpingpreisen in die Märkte der (zahlungsfähigen) Dritten Welt gedrückt und dort die klein-bäuerlichen Strukturen zerstört. Im Gegenzug wurde die heimische Produktion durch Importware verdrängt. Die Abnehmer von Industrie-Erzeugnissen zahlten oft mit Agrarprodukten.
So ist die heutige Situation entstanden: Die verbliebenen Bauern stehen finanziell unter hohem Druck und sind überlastet. Sie wissen sich nicht anders zu helfen als die Natur und sich selbst auszupressen bis auf den letzten Tropfen. Daraus resultieren Menschen-Leid, Tier-Leid, Naturzerstörung, Umweltbelastung. Und sie tun es immer weiter, immer exzessiver. Sie tun es weil sie es tun dürfen, weil sie glauben es tun zu müssen und auch weil sie es oft nicht besser wissen.
Der Krug geht zum Brunnen bis er bricht! Dieser Krug muss zwangsläufig brechen! Der Punkt an dem sie es nicht mehr tun dürfen wird zwangsläufig kommen! Sobald die angerichteten Schäden beim Rest der Bevölkerung spürbar werden wird man sie daran hindern. Zuerst wird man ihnen schärfere Auflagen machen. Dann wird man ihnen das Geld kürzen oder ganz entziehen. Eine autokratisch handelnde Exekutive gebildet aus Fachleuten wird dann anordnen wo es lang geht! Die werden sich auch von Traktoren-Blockaden nicht mehr beeindrucken lassen. Sie werden tun was sie tun müssen!
Lebensraum Merkerhof im Blog
27.05.2025
An anderer Stelle berichte ich dass ich meinem Anwesen Merkerhof in Horben einen erweiterten Sinn geben will. Das Bild links zeigt den Hof im Jahr 1905. Weitgehend unverändert habe ich das Anwesen im Jahr 1980 übernommen. Auf dem Bild rechts ist das 1990 neu errichtete Gebäude in seinem heutigen Zustand zu sehen.
Heute dient der vor 600 Jahren erstmals erwähnte Bauernhof vorwiegend als Wohnhaus. Die Landwirtschaft ist eingestellt. Zum Hof gehören heute noch 30.000 m² Grundstück als Wiese, Wald und Unland. Die Wiese wird von einem Landwirt extensiv bewirtschaftet. Das Haus-Umfeld wird als Gemüse- und Ziergarten bearbeitet. Nicht befahrbare Flächen liegen überwiegend brach.
Eigentlich müsste ich mir nicht mehr so viele Gedanken machen. Das Kern-Anwesen Merkerhof ist in Schuss. Die Substanz ist gut, die Schulden sind alle getilgt und ich verfüge über die notwendigen Rücklagen. Von daher könnte ich durchaus zufrieden sein. Doch dass die Flächen teilweise nicht sinnvoll genutzt werden stellt in meinen Augen eine Lücke in meinem Leben dar. So ist die Sache noch nicht rund! Diese Lücke würde ich gerne noch schließen. Ich sehe mich daher gefordert ein ökologisch nachhaltiges Gesamt Konzept zu entwickeln und umzusetzen.
Dabei geht es mir nicht darum Mehr-Einnahmen zu erzielen. Kurzlebige Eintagsfliegen interessieren mich nicht. Darum sind etwa Reitpferde-Haltung oder schrille Tourismus-Aktivitäten keine Option. Wer hier mitliest weiß dass mir Klimawandel und Artenschwund große Sorgen bereiten. Dem etwas entgegen zu setzen: Darin könnte der von mir gesuchte übergeordnete Sinn liegen!.
Mit dem Konzept "Wildnis-Garten" soll Lebensraum entstehen für Tier- und Pflanzen-Arten die sonst in Feld und Flur nicht mehr geduldet werden. Nach meiner Meinung gibt es kein Unkraut und kein Ungeziefer. Alles was wächst und lebt hat im Gesamtgefüge der Natur seine Aufgabe und daher eine Daseinsberechtigung. Die Art und Weise in der wir Menschen uns "die Erde untertan" machen ist ein Irrweg der uns bei einem "Weiter so" in den Abgrund führen wird. Auch die chemische Industrie und die "moderne" Landwirtschaft werden eines Tages feststellen dass man "Geld nicht essen" kann.
Seit Monaten befasse ich mich mit der Idee. Ich besuche einschlägige Messen, Vorträge, Lehrveranstaltungen und ich lese was mir dazu im Netz und in Publikationen unter die Augen kommt. Je mehr ich in die Materie einsteige um so mehr bin ich von der Sinnhaftigkeit überzeugt. Mir ist klar dass ich mit 30.000 m² Wildnis-Garten ganz sicher die Welt nicht rette. Aber eine ganz kleine Insel als Bollwerk gegen das Artensterben und für die Anpassung an den Klimawandel könnte hier entstehen.
Der Aufwand wäre relativ gering. Vieles was dazu gehört hat sich in der Ruhe der Jahrzehnte von selbst eingefunden. Anderes könnte noch eingefügt werden. Die Natur machen lassen und mit minimalem Aufwand nur dort eingreifen wo es zum richtigen Verhältnis notwendig und sinnvoll ist! Das wird der Anfang sein. Daran könnten in fernerer Zukunft weitere Projekte angedockt werden. Neben Wohnraum wäre in den bestehenden Gebäuden und Flächen Platz für dazu passendes Kleingewerbe, Selbstversorgung mit Lebensmitteln, Bildung und Betreuung und für andere nachhaltige und soziale Aktivitäten.
Vieles an meinen Gedanken ist Zukunftsmusik aus der Richtung in die es gehen kann. Wie weit ich persönlich auf diesem Weg noch komme wird sich zeigen. Als erster Schritt beschäftige ich mich jetzt mit der Schaffung von Nischen für den Natur- und Artenschutz. Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Wer erst gar nicht losgeht wird auch nie irgendwo ankommen.
Über den "Wildgarten Merkerhof" und damit verwandte Themen werde ich künftig in unregelmäßigen Abständen auf dieser Blog-Seite schreiben. Gerne käme ich mit Menschen in Kontakt die mit ähnlichen Projekten bereits unterwegs oder damit befasst sind. Oder zumindest in diese Richtung denken. Der fruchtbare Austausch mit anderen "Nachhaltigkeits-Denkern" wäre mir bei diesem Projekt sehr willkommen!